Egal ob Zeitung, Zeitschrift oder Buch - alles was lesbar ist wird von mir geradezu verschlungen. Das Problem ist nur: ich lese schnell, oftmals auch zu schnell um genug Nachschub zu besorgen. Ein fünfhundert Seiten Buch ist, wenn es packend und gut geschrieben ist, mal eben an einem Tag durchgelesen. Während meines Studiums war ich oft gezwungen Sachen zu lesen, die mich nicht immer wirklich interessierten. Umso schöner war es, als ich dann endlich, endlich wieder das lesen konnte, was ich wollte. Und so haben sich seit März ein paar Bücher angesammelt, die ich euch heute kurz vorstellen und vielleicht sogar weiterempfehlen möchte ;)
Um das erste Buche bzw. das letzte, dass ich gerade ausgelesen habe, bin ich bestimmt 2 Monate immer wieder rumgeschlichen und habe mir wieder und wieder den Klappentext durchgelesen und es eigentlich jedes Mal wieder interessant gefunden und auf meine innere "To-buy" Liste gesetzt. Und dann vor knapp 2 Wochen hab ichs endlich gekauft:
Jojo Moyens: Ein ganzes halbes Jahr
Der Inhalt ist kurz erzählt: Ziemlich erfolgreicher, gutaussehender Lebemann ist nach einem Unfall gelähmt und sitzt ohne Lebensfreude im Rollstuhl. Ziemlich erfolglose und durchschnittliche junge Lady, die gerade ihren Job verloren hat wird seine "Aufpasserin" und verliebt sich am Ende in ihn.
Klingt 1. nach der Story aus "Ziemlich beste Freunde" und 2. nach typischer Schmonzette die mit Happy-End ausgeht? Dachte ich auch auf den ersten Seiten... Doch wie es sich in einem guten Buch gehört ist das eben nicht alles.
Will, der Lebemann, kommt nicht über sein Dasein hinweg und hat versucht sich das Leben zu nehmen. Seine Mutter engagiert daraufhin Lou als Aufpasserin um ihn in einem festgelegten Zeitraum von 6 Monaten davon zu überzeugen, dass das Leben lebenswert ist und trotzdem schöne Seiten hat. Dass sich beide ineinander verlieben bleibt dabei nicht aus, führt aber am Ende nicht dazu, dass sie glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage zusammenleben.
Jojo Moyens schafft es den Spagat zwischen kitschiger Lovestory und ernsthafter Thematik gekonnt auszubalancierten ohne ins Absurde abzudriften. Die teilweise klischeehaften Charaktere und Familienverhältnisse sind so liebevoll und symphatisch beschrieben, dass man darin gerade noch realistische Züge erkennt und ihr diese abnimmt. Trotzdem bleibt genug Raum für eigene Phantasie und Gedanken.
Im Großen und Ganzen hat mir das Buch wirklich sehr gut gefallen, es liest sich gut weg, nimmt überraschende Wendungen, hat charaterstarke Protagonisten und ein Ende bei dem ich mir dachte: "Oh schade, kein Happy-End" und "Gott sei Dank, es endet nicht kitschig." Zusammengefasst: jedem der ab und an auf ein bisschen was fürs Herz und für den Kopf steht, kann man dieses Buch nur ans Herz legen.
Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel
Jeder wollte doch schon mal wissen, was der Mann von Frau Merkel den lieben langen Tag so macht und denkt. Und wie er über seine Frau, die die meisten nur "Mutti" nennen, denkt.
Kleine Kostprobe aus dem Tagebuch?
Beispielhaft der 13. Januar:
"Heute kamen große Päckchen von jemandem namens Zalando. Ich dachte, das sei der neue EU-Ratspräsident, und habe Angela angerufen. Es geht aber wohl um Mode. Meine Frau hält das offenbar doch durch. Sie will in Davos beim Weltwirtschaftsforum was hermachen. Dass Berlusconi sie dort letztes Jahr ernsthaft für einen Lawinenmelder gehalten hat, hat sie wohl wirklich verletzt.
Abends macht sie Modenschau für mich. Ich erkenne Angela kaum wieder. Ich nenne sie den ganzen Abend "Brigitte". Sie lacht, so wie sie zuletzt gelacht hat, als Guttenberg gehen musste. Ich liebe ihr Lachen. Dann stellen wir fest, dass wir für die ganzen Sachen einen neuen Schrank brauchen."
Auf diese wirklich amüsante Weise wird ein Jahr im Leben an Muttis Seite beschrieben und es wird wirklich nichts ausgelassen: jeder Rücktritt, jede Debatte um Plagiate und jeder Urlaub kommt zur Sprache. Es kommt wirklich nicht oft vor, dass ich beim Lesen laut lache, aber bei diesem Buch ist das wirklich oft passiert. Ich gebe zu, ein bisschen Grundwissen von Politik sollte man haben um die Anspielungen zu verstehen aber es lohnt sich. Selten war Politik so witzig und selten macht es soviel Spaß sich ohne schlechtes Gewissen über andere lustig zu machen.